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Die SonntagsZeitung titelt: „Javier Milei, Superstar“

Schweizer Medien:


Kein Geld(?!), schon über Südamerika berichtet (2023 über Mexiko), Debatte zu weit weg.


Javier Mileis Hassrede in Davos führt in Argentinien zu grossem Widerstand, über 15 Protestmärsche sind angesagt. Kein Schweizer Medium berichtet über diesen Widerstand. Die Schweiz, immerhin stolze Gastgeberin des WEFs, kommentarlos und in neutraler Form eine Weltbühne für Hassrede.


Die Sonntagszeitung kürt Javier Milei zum Superstar.


Ein Meinungsartikel von Markus Somm. Meinungen sind gratis.


Argentinien gehe es schlecht wegen „den Sozialisten“. Welchen Sozialisten? Argentinien war auch vor Milei nicht sozialistisch regiert.


Der vorherige Präsident, Alberto Fernández, war ein Peronist. Peronismus in einem Post zu erklären, geht zu lange. Die vergangenen Versionen des Peronismus können auf europäisch am ehesten mit sozialdemokratisch übersetzt werden, aber es ist komplizierter. Argentiniens Wirtschaft in einem Zeitungsartikel abzuhandeln, geht nicht. Da greift man lieber auf den altbekannten Topos: „Das einst reiche Argentinien, heute ein Entwicklungsland“. Grund: Korruption, Sozialismus etc.


Geopolitische Machtstrukturen, Interessen, Ressourcen wie Lithium etc. werden dabei meist völlig ausser Acht gelassen. Warum ist Argentinien verschuldet, bei wem? Wem dient das?


Mit keinem Wort wird Mileis Hassrede kommentiert.


Queere Menschen bezeichnete der Präsident vor versammelter Wirtschafts-Elite als „Krebsgeschwür“, „pädophil“ und „krank“. Er schwor auf traditionelle Werte. Er selbst eher untraditionell unterwegs mit wechselnden Partnerinnen und seinen Hunden als Kindern. Egal, Hauptsache, er kann sich auf eine Minderheit einschiessen. Frauenrechte auch eher lästig. Heute würden Männer benachteiligt durch den "Woke-Virus und radikalen Feminismus."


Fakt: in Argentinien wird alle 35 Stunden eine Frau umgebracht. Femizid.


Ex-Vizepräsidentin und Ex-Präsidentin Cristina Kirchner hatte den Begriff 2012 als Strafbestand aufgenommen.


Es passt zum Zeitgeist und seinen grossen US-amerikanischen Vorbildern, Elon Musk und Trump.


Tatsächlich konnte Milei die Inflation bremsen, nur leider auch die Kaufkraft. Die Lebenshaltungskosten schiessen komplett durch die Decke. Selbst europäische Tourist*innen sind ganz verdutzt, wenn sie argentinische Preise sehen: „Das ist ja teurer als bei uns.“


Ja, das Problem: Die Löhne blieben praktisch gleich. Mehr und mehr Menschen verlieren ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können.


Praktisch völlig unerwähnt in der Schweizer Medienlandschaft: Es formiert sich Widerstand.


Anders als in europäischen Medien wird Mileis Rede in Argentinien kritisch aufgenommen und diskutiert. Vergangenen Donnerstag fanden dutzende selbstorganisierte Versammlungen im ganzen Land statt. Konkrete Folge: Am Samstag, 1. Februar, findet die erste antifaschistische, antirassistische Marcha del Orgullo (Pride) statt – in Buenos Aires und in über 15 weiteren Städten des Landes.



Bild: Asamblea, Parque Lezama, Donnerstag 22. Januar 2025
Bild: Asamblea, Parque Lezama, Donnerstag 22. Januar 2025



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